Homo heidelbergensis Archivi - Classicult https://www.classicult.it/de/tag/homo-heidelbergensis-de/ Dove i classici si incontrano. Cultura e culture Sun, 25 Dec 2022 22:45:41 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.1 https://www.classicult.it/wp-content/uploads/2018/08/cropped-tw-profilo-32x32.jpg Homo heidelbergensis Archivi - Classicult https://www.classicult.it/de/tag/homo-heidelbergensis-de/ 32 32 Menschen nutzen Bärenfelle seit mindestens 300.000 Jahren https://www.classicult.it/de/menschen-nutzen-baerenfelle-seit-mindestens-300-000-jahren/ https://www.classicult.it/de/menschen-nutzen-baerenfelle-seit-mindestens-300-000-jahren/?noamp=mobile#respond Fri, 23 Dec 2022 22:17:36 +0000 https://www.classicult.it/?p=179312 Menschen nutzen seit mindestens 300.000 Jahren Bärenfelle, um sich vor der kalten Witterung zu schützen, im niedersächsischen Schöningen

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Menschen nutzen Bärenfelle seit mindestens 300.000 Jahren

Team der Universität Tübingen und des Senckenberg Centres for Human Evolution and Palaeoenvironment untersucht Spuren auf Knochen aus der Fundstelle Schöningen.

Humans have been using bear skins for at least 300,000 years
Mittelfußknochen eines Höhlenbären mit Schnittspuren. Copyright: Volker Minkus

Menschen nutzen seit mindestens 300.000 Jahren Bärenfelle, um sich vor der kalten Witterung zu schützen. Das legen Schnittspuren auf dem Mittelfuß- und dem Fingerknochen eines Höhlenbären nahe, die in der altpaläolithischen Fundstelle im niedersächsischen Schöningen entdeckt wurden. Damit ist dies einer der ältesten Belege dieser Art weltweit. Die Forschungsarbeit führte ein archäologisches Team der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) in Tübingen gemeinsam mit einem Kollegen der Universität Leiden durch. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of Human Evolution veröffentlicht.

„Schnittspuren auf Knochen werden in der Archäologie oft als Hinweis auf die Verwertung von Fleisch interpretiert“, erklärt der Tübinger Forscher Ivo Verheijen. „Doch an Hand- und Fußknochen ist kaum Fleisch zu gewinnen. In diesem Fall können wir solch feine und präzise Schnittspuren auf das sorgfältige Abziehen des Fells zurückführen.“ Das Winterfell eines Bären bestehe sowohl aus langen Deckhaaren, die eine luftige Schutzschicht bilden, als auch aus kurzen, dichten Haaren, die besonders gut isolieren. Bären, so auch die ausgestorbenen Höhlenbären, brauchten ein stark isolierendes Fell für den Winterschlaf. „Diese neu entdeckten Schnittspuren sind ein Hinweis darauf, dass die Menschen in Nordeuropa vor etwa 300.000 Jahren im Winter auch dank warmer Bärenfelle überleben konnten“, sagt der Forscher, der Doktorand im Forschungsprojekt Schöningen und Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege ist.

Menschen nutzen Bärenfelle seit mindestens 300.000 Jahren
Detail der präzisen und feinen Schnittspuren an den Mittelfußknochen eines Höhlenbären. Copyright: Volker Minkus

Starkes Indiz für die Jagd

Doch wie wurden die Bärenfelle beschafft? „Der Fundort Schöningen spielt eine entscheidende Rolle in der Diskussion um den Ursprung der Jagd, denn hier wurden die weltweit ältesten Speere entdeckt“, sagt Ivo Verheijen weiter. Haben die damaligen Menschen auch Bären gejagt? „Dafür gibt es einschlägige Hinweise“, sagt der Forscher. „Wenn an einer archäologischen Fundstelle ausschließlich erwachsene Tiere gefunden werden, gilt dies in der Regel als Indiz für die Jagd – und in Schöningen gehörten alle gefundenen Knochen und Zähne von Bären zu erwachsenen Individuen.“ Zudem müsse ein Bärenfell zeitnah nach dem Tod des Tieres abgezogen werden, da sonst die Haare verlorengehen und das Fell unbrauchbar wird. „Das Tier wurde gehäutet, es konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange tot sein“, erklärt Verheijen.

Humans have been using bear skins for at least 300,000 years Schöningen
Höhlenbären konnten während der Eiszeiten eine Länge von mehr als drei Metern und ein Gewicht von mehr als einer Tonne erreichen. Während der Warmzeiten, so wie in Schöningen, waren sie etwas kleiner. Künstlerische Darstellung, copyright: Benoît Clarys

Der Fund eröffne eine neue Perspektive, sagt auch der Tübinger Professor Nicholas Conard, der Leiter des Forschungsprojekts Schöningen. Die Lage der Schnittspuren weise darauf hin, dass auch die Felle der Höhlenbären verwertet wurden.

„Tiere wurden also nicht nur für die Ernährung genutzt, sondern auch ihre Felle waren für das Überleben in der Kälte unerlässlich“, sagt Conard.

Im weitesten Sinne könne die Versorgung mit Bärenfellen als eine der ältesten aktiven Anpassungen früherer Menschen an das Klima im Norden angesehen werden.

Menschen nutzen Bärenfelle seit mindestens 300.000 Jahren
Homo heidelbergensis-Paar, das Felle von Höhlenbären zum Schutz vor Kälte trägt. Künstlerische Darstellung, copyright: Benoît Clarys

Die archäologische Ausgrabung an den paläolithischen Fundstellen in Schöningen sowie die wissenschaftliche Untersuchung sind ein Langzeitprojekt der Universität Tübingen in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover finanziert.

Publikation:

Ivo Verheijen, Britt M. Starkovich, Jordi Serangeli, Thijs van Kolfschoten, Nicholas J. Conard 2022. Early evidence for bear exploitation during MIS 9 from the site of Schöningen 12 (Germany), Journal of Human Evolution, https://doi.org/10.1016/j.jhevol.2022.103294

 

Pressemitteilung von der Universität Tübingen

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Archäologie aus dem Abfall: kleine Splitter erzählen vom Werkzeuggebrauch vor 300.000 Jahren https://www.classicult.it/de/archaologie-aus-dem-abfall-kleine-splitter-erzahlen-vom-werkzeuggebrauch-vor-300-000-jahren/ https://www.classicult.it/de/archaologie-aus-dem-abfall-kleine-splitter-erzahlen-vom-werkzeuggebrauch-vor-300-000-jahren/?noamp=mobile#respond Thu, 15 Dec 2022 22:45:48 +0000 https://www.classicult.it/?p=177165 Archäologie aus dem Abfall: kleine Splitter im niedersächsischen Schöningen erzählen vom Werkzeuggebrauch vor 300.000 Jahren

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Archäologie aus dem Abfall: kleine Splitter erzählen vom Werkzeuggebrauch vor 300.000 Jahren

Team der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment untersucht Funde aus dem niedersächsischen Schöningen

Kleine Absplitterungen aus Feuerstein, die beim Nachschärfen von Schneidewerkzeugen vor 300.000 Jahren herunterfielen, geben Hinweise auf die Bearbeitung von Holz durch frühere Menschen. Die Stücke wurden an der altpaläolithischen Fundstelle im niedersächsischen Schöningen entdeckt. Die Forschungsarbeit an dem ungewöhnlich alten Abfall führte ein fächerübergreifendes Team unter der Leitung der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) in Tübingen durch. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.

Tiny flakes tell a story of tool use 300,000 years ago
Übersicht über die Feuersteinsplitter aus Schöningen, die beim Nachschärfen messerartiger Werkzeuge als „Abfall“ entstanden sind. Sie sind nach der Größe in Millimetern sortiert. In der Mitte ein Maßstab von drei Zentimetern Länge. Fotos: Flavia Venditti

Die untersuchten 57 kleinen Steinartefakte und drei Arbeitsgeräte aus Knochen zur Nachschärfung von Steinwerkzeugen wurden rund um das Skelett eines eurasischen Waldelefanten entdeckt, der am Ufer eines Sees vor rund 300.000 Jahren verendet war.

„Wir können unter anderem durch diese Funde belegen, dass sich Menschen in der Nähe des Elefantenkadavers aufhielten, wahrscheinlich von der Art Homo heidelbergensis oder frühe Neandertaler“, sagt Dr. Jordi Serangeli, der örtliche Leiter der archäologischen Ausgrabung in Schöningen. „Diese Fundstelle liegt etwa zwei Meter unterhalb der berühmten Fundstelle der weltweit ältesten Speere“, setzt er hinzu.

Rückschlüsse auf frühere Lebensweise

Die Tübinger Forscherin Flavia Venditti, die Erstautorin der Studie, sagt, dass die Geschichten der Steinzeit hauptsächlich durch das Studium der von unseren Vorfahren bearbeiteten Gegenstände bekannt seien.

So könnte sich die Szene abgespielt haben, als Menschen den Kadaver des Elefanten vor 300.000 Jahren im heutigen Schöningen entdeckten. Sie brachten ihre Werkzeuge mit. Künstlerische Darstellung: Benoît Clarys

„Man ist geneigt zu glauben, dass große Werkzeuge wie Messer, Schaber und Spitzen bedeutender sind als einfache Absplitterungen, insbesondere wenn diese klein und eigentlich nur Verarbeitungsreste sind. Doch selbst mikroskopisch kleine Splitter können uns im Zusammenhang mit dem gesamten Befund viel über die Lebensweise unserer Vorfahren verraten“, sagt sie.

Die meisten der untersuchten Absplitterungen seien kleiner als ein Zentimeter, berichtet Venditti. „Durch einen multidisziplinären Ansatz, der technologische und räumliche Analysen umfasste, die Untersuchung von Gebrauchsspuren und Rückständen sowie Methoden der experimentellen Archäologie konnten wir die Steinsplitter sozusagen zum Sprechen bringen“, sagt die Wissenschaftlerin. „Die Absplitterungen stammen von messerartigen Werkzeugen, sie sind beim Nachschärfen entstanden.“ Sie seien liegengeblieben, während die Menschen ihre Werkzeuge wieder mitgenommen haben.

Belege für die Bearbeitung von Holz

Fünfzehn Stücke wiesen Nutzungsspuren auf, wie sie typischerweise bei der Bearbeitung von frischem Holz entstehen.

Archäologie aus dem Abfall: kleine Splitter erzählen vom Werkzeuggebrauch vor 300.000 Jahren
Archäologie aus dem Abfall: kleine Splitter erzählen vom Werkzeuggebrauch vor 300.000 Jahren. Mensch – Homo heidelbergensis – bei der Bearbeitung von Holz mithilfe eines Schneidewerkzeugs, das wahrscheinlich auch bei der Verwertung des Elefantenfleisches vor 300.000 Jahren im heutigen Schöningen verwendet worden ist. Künstlerische Darstellung: Benoît Clarys

„Auch blieben mikroskopisch kleine Holzreste an den ehemaligen Arbeitskanten der Werkzeuge haften“, sagt Venditti. Schließlich bewiesen Spuren an einem scharfkantigen, natürlichen Feuersteinfragment, dass Menschen es verwendeten, um frisches Tiergewebe zu bearbeiten. „Wahrscheinlich wurde dieser Feuerstein beim Zerteilen des Elefanten genutzt“, sagt sie.

Diese Ergebnisse seien ein weiterer Beleg für die kombinierte Nutzung von Stein-, Knochen- und Pflanzentechnologien vor 300.000 Jahren, so wie es in Schöningen exemplarisch schon mehrfach dokumentiert werden konnte, fasst Venditti zusammen. Der Tübinger Professor Nicholas Conard und Leiter des Forschungsprojekts Schöningen betont:

„Diese Studie zeigt, wie durch detaillierte Analysen von Gebrauchsspuren und Mikroresten auch an kleinen Steinartefakten, denen oft keine große Beachtung geschenkt wird, Informationen gewonnen werden können. Es ist das erste Mal, dass solch umfassende Ergebnisse vorgelegt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die Steinartefakte von der Ausgrabung bis zur Untersuchung äußerst sorgfältig behandelt werden.“

Die archäologische Ausgrabung an den paläolithischen Fundstellen in Schöningen sowie die wissenschaftliche Untersuchung sind ein Langzeitprojekt der Universität Tübingen in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover finanziert.

Publikation:

Flavia Venditti, Bárbara Rodríguez-Álvarez, Jordi Serangeli, Stella Nunziante Cesaro, Rudolf Walter, Nicholas J. Conard 2022. Using microartifacts to infer Middle Pleistocene lifeways at Schöningen, Germany, Scientific Reportshttps://doi.org/10.1038/s41598-022-24769-3

Pressemitteilung von der Universität Tübingen

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